Wahrheitstest
- Hendrik Bicknäse

- 1. Nov. 2017
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Juli
Im postideologischen Zeitalter haben sich nach den festgefügten politischen auch die mit ihnen assoziierten Kunstpositionen aufgeweicht. Fragt darum noch jemand nach dem Geist, der aus einem Text spricht? Werden Haltungen, Anschauungen, Wert-vorstellungen sichtbar? Es ist aus der Mode gekommen, Texte als bald subtiles, bald rustikales Instrument in der kulturellen, politischen, gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu verstehen. Selbst ein solches Vokabular kann in einem Umfeld der verfeinerten Schöngeister eher mit Unbehagen als mit Zustimmung rechnen.
Lyrik ist weit davon entfernt, solch veränderte Verhältnisse und den Umgang damit zu problematisieren. In den gemäßigten Zonen der gegenwärtigen intellektuellen Genügsamkeit soll engagierte Lyrik zum Denken anstiften und aufrütteln. Auch für sie gilt, was Richard Kämmerlings einmal den „Wahrheitstest“ der Literatur nannte: Je mehr sie weh tut, desto wahrer ist sie.
Göttingen, Nov. 2017





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