top of page

Biografie

Hendrik Bicknäse (*1947 in Nienburg/Weser) ist ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Kunstvermittler.

Leben und Wirken

Leben und Wirken

Hendrik Bicknäse, wuchs bei Nienburg/Weser sowie in Hannover und Wolfsburg auf. Bedingt durch die frühe Scheidung der Eltern Schulbesuche am hannoverschen Ratsgymnasium, im evangelischen Internat Bad Nenndorf und in Wolfsburg. - Schon während der Schulzeit unternahm er zumeist per Anhalter weite Reisen, die ihn allein bis nach Nord- und Westafrika führten. Nach der Schulzeit heuerte er bei der Reederei Hamburg-Süd an und unternahm 1965/66 auf den Spuren von B. Traven seine erste Weltreise (Kanada, USA, Panama, Tahiti, Fidschi-Inseln, Australien, Ägypten). Nach einem späteren Begabtenabitur studierte er in Göttingen an der Georg-August-Universität Philosophie, Germanistik und Politik und schrieb 1982 seine publizistische Magisterarbeit über „Die Zeitschrift ‚die horen‘“.

Hendrik_Bicknäse_Elbphilharmonie,_Hamburg_March_2019_edited.jpg

Als Autor erschien Bicknäse seit Mitte der 70er Jahre mit eigenen Gedichtbänden sowie einem Roman, Funkarbeiten und in einer Vielzahl von Literaturzeitschriften, Stadtzeitungen und Anthologien.

 

Er ging verschiedenen Tätigkeiten nach, meist selbständig. Als freier Journalist lebte und arbeitete er ab 1982 in Italien (in Treviso, Rom, Milano und Varese). Auf einer Hochalm über dem Lago Maggiore lebte er längere Zeit gegenüber dem Monte Verità. Er bezeichnet sich als Agnostiker.

 

Bicknäse gründet 1985 die Gesellschaft für Kulturaustausch e.V. (GfK), das gemeinnützige Kulturinstitut für Völkerverständigung und Kunst International gemeinsam mit kulturpolitisch tätigen Künstlern, Schriftstellern und Publizisten (AG Göttingen, VR 1723) in Göttingen und Berlin. Als deutsche Mittlerorganisation für auswärtige Kulturpolitik engagiert sich die GfK als NGO weltweit für Kunst ohne Grenzen und den Dialog der Zivilgesellschaften. Sie war auch beteiligt am Entwicklungsprozeß des Deutschen Kulturrats. Bis 2007 kuratiert Bicknäse zuletzt als Vorsitzender des Instituts eine Vielzahl großer Kunst-Ausstellungen. Zusammenarbeit bestand mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart, dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin, den Kunstakademien in Polen, dem Verband Bildender Künstler der DDR sowie mit der Akademie der Künste der DDR. Insofern verstand sich die Arbeit der GfK auch als Beitrag zur Überwindung des ‚Kalten Krieges‘ in der Kulturpolitik. (Finanzierungsprobleme führen 2006 zur vorläufigen Einstellung des Instituts.)

 

Seit 1988 beteiligt er sich an einem Unternehmen, welches von seiner Ehefrau, der Dipl. Chemikerin Maria Bicknäse (✝ 2016) in Polen (mit Niederlassungen in Berlin, Strzegom und Swidnica) gründete. Eine Vielzahl eigener Produkte der Bauchemie werden bis 2006 überwiegend in ganz Polen und Russland vertrieben. Mit dem Vertriebsaufbau werden vor allem in den 90er Jahren zahlreiche ausgedehnte Reisen innerhalb dieser Länder notwendig, die er auch gern für seine kulturpolitischen Initiativen wahrnimmt.

 

Gesellschaftspolitisches Engagement

 

Für die Vorgänge in der Welt ist er frühzeitig wach und gründet 1962 bereits als 15jähriger Schüler eine Gruppe Junge Europäische Föderalisten (JEF) in Wolfsburg. Es werden internationale Seminare, vor allem im Austausch mit Frankreich, organisiert. So wachsen junge Europaexpert*inn*en heran, die sich in Politik, Zivilgesellschaft und Kulturaustausch vernetzen. - In Wolfsburg und in Braunschweig gründet er 1967 zwei Amnesty International-Arbeitsgruppen, die zu den Ältesten in Deutschland zählen.

 

Als Privileg und Verpflichtung hat es der Autor betrachtet, die Zeitläufe dicht zu umkreisen, mit Engagement und mit Worten. Der Holocaust, die Rechtlosigkeit nicht nur politischer Häftlinge, die Strafverfolgung von Hausbesetzern, die Berufsverbote und später auch die Verfolgung der RAF-Sympathisanten beschäftigen ihn. Gemeinsam mit Göttinger Schriftstellern wird 1980 und in den Folgejahren eine Patienten-Literaturgruppe im LKH Moringen betreut.

 

Das „Göttinger Tageblatt“ meint: „In seinem (...) Briefroman geht es Bicknäse um die Aufhebung des Mythos von ‚privat‘ und ‚öffentlich‘.“ – Die Monatszeitschrift „Kultur & Gesellschaft“ beurteilt das Engagement des Autors: „Er bringt es zur Sprache, bleibt dabei aber nicht stehen, sondern führt darüber hinaus. Immer wieder die Aufforderung, nicht am Rubikon zu hocken und Fische zu fangen; immer wieder das Wissen darum, dass sich das ‚ICH‘ nur in gemeinsamer Tat mit dem ‚DU‘ behaupten kann.“

 

Mühlen der Justiz

 

Bicknäses Schreiben vom 23.01.2021 an Rechtsanwalt Heinrich Hannover und Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder thematisiert die politische Verkrustung der 60er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland:

„(...) Als damals 19-jähriger wurde ich 1967 gem. StGB § 100 e zu vier Wochen Jugendarrest verurteilt wegen angeblicher "landesverräterischer Beziehungen". - Im Folgejahr, gleich nachdem Willy Brandt die Regierung übernommen hatte, trat unverzüglich das Straffreiheitsgesetz am 01.10.1968 in Kraft und der § 100 e StGB wurde ersatzlos gestrichen. - Unter dem Begriff "landesverräterische Beziehungen" wurde bis dahin alles subsumiert, was nur Kontakt zu Organen des DDR-Staates  bedeuten konnte. - Als unbescholtener und aufgeweckter junger Mensch mit damals bereits großem Interesse an gesellschaftspolitischen Fragen glaubte ich die sichtbar kommende neue Ostpolitik Willy Brandts bereits leben zu können (...).“

 

Die vergessenen westdeutschen "Justizopfer des Kalten Krieges" (ISBN 3-7466-8026-3), verurteilt mit der Tendenz zu Geheimjustiz sind bis heute weiterhin ein verdrängtes Tabu-Thema in der Bundesrepublik Deutschland.

 

Beim Siebten Bremer Literaturgespräch, Bremen, 22.01.1981 sagt der Autor gleich zu Beginn von sich: „Ich wurde frühzeitig aufmerksam auf die Veränderlichkeit geltenden Rechts und auf die Veränderbarkeit und Relativität herrschender Rechtsverhältnisse (...).“ 

 

Am 24.04.1979 berichtet der NDR in der ‚Umschau am Abend‘: „(...) Der Göttinger Schriftsteller hat am eigenen Leib erfahren müssen, wie schnell man heutzutage zum Terroristen gestempelt werden kann. In seinem Berghaus, nahe der schweizerisch-italienischen Grenze, wurde er dort wie ein Terrorist behandelt und zum ‚Gesandten der Roten Armee Fraktion‘ erklärt. Bundesdeutsche Stellen waren an der Planung und Durchführung beteiligt (...).“

 

Der ECO Verlag Zürich dazu in einer Presseerklärung: „Am 09. Mai 1979 wurde Hendrik Bicknäse nach sechswöchiger Untersuchungshaft von den italienischen Behörden wegen erwiesener Unschuld freigelassen. Vorangegangen war eine politische Kontroverse in drei Ländern über diesen unbequemen Schriftsteller, der von italienischen und deutschen Sicherheitsbehörden in Italien als ‚Star-Terrorist‘ verhaftet und öffentlich diffamiert wurde – ohne dass die Herren des Morgengrauens den leisesten Nachweis für ihre Behauptungen zu erbringen vermochten. Ein Fall, der zum Lachen wäre, hätte nicht ein Unschuldiger derweil sechs Wochen im Gefängnis gesessen. – Bicknäse ist der Typ des ‚öffentlichen‘ Dichters, auch dann noch, wenn er ganz persönliche Gedichte schreibt. Es gibt in dieser Lyrik nicht das Problem des bloss Privaten.“

Mitgliedschaften

 

1976 wurde der Autor Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller (VS) und stand zeitweise dem Demokratischen Kulturbund nahe. Er beteiligte sich 1977 und 1978 als Mitglied der AGAV (Arbeitsgemeinschaft alternativer Verlage und Autoren) an der Organisation der 1. und 2. Frankfurter Gegenbuchmesse. Er ist Mitglied der Humanistischen Union und der VG-Wort.

 

Auszeichnungen

 

1976 Novemberpreis des Ständigen Komitees Kulturtage in Berlin;

1980 Niedersächsisches Literaturstipendium;

1982 Reisestipendium des Auswärtigen Amtes;

1988 Reisestipendium des Auswärtigen Amtes nach Bangkok an die Silpakorn University.

 

Sonstiges

 

Bicknäses Großmutter ist die Schriftstellerin Käte Decker aus Dargun in Mecklenburg.

Gesellschaftliches Engagement
Mühlen der Justiz
Auszeichnungen
Sonstiges
Mitgliedschaften
bottom of page